Mittwoch, 22. August 2007

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Obwohl die Regenzeit eigentlich im April sein soll, regnet es seit Sonntag von oben, von unten und von der Seite. Die Mondkrater der Kenyatta-Street fuellen sich mehr und mehr mit Wasser um sich schlussendlich in kleinen Baechen und Fliessen zu vereinigen. Wie in einem Jump and Run umspringen wir das Nass, um im Trockenen jenseits der Hakenwuermer zu landen waehrend die Tuctucs auf der Strasse fast in den Pfuetzen versinken.
Der sich vor dem Krankenhaus stapelnde Muell wird unterdessen mal wieder abgefackelt.

Consultation Room:
- 50 jaehrige Patientin mit Hepatomegalie (vergroesserter Leber), Atemnot und Verdacht auf Herzinsuffizienz. Weiterfuehrende Diagnostik (EKG, Ultraschall und Roentgen-Thorax) haette 7000 Shillinge gekostet, die Patientin und ihre Familie hatte jedoch nicht genug Geld. Eine Therapie ist somit nicht moeglich.

Diese und vorangegangene Patientenschicksale bestaetigen unseren Verdacht, dass im Tawfiq-Hospital nur sehr wohlhabende Patienten behandelt werden. Zu diesem Bild passt auch, dass von unseren gespendeten Brillen nur die Rahmen verwendet und die Glaeser weggeschmissen werden. Wahrscheinlich muessen die Rahmen auch noch von den Patienten bezahlt werden...Waehrend unsers Besuches bei Bob erfuhren wir von ihm, dass das Tawfiq-Krankenhaus zusammen mit einer Koranschule und einer Moschee vor ca. 50 Jahren gegruendet worden ist mit der Zielsetzung, den Mitellosen medizinische Unterstuetzung und Ausbildung zu gewaehrleisten. Wie bei vielen sozialen Projekten in Malindi und Umgebung wurden diese Vorsaetze nicht lange eingehalten und zugunsten der Wertschoepfung ueber Bord geworfen. Wie wir gesehen haben, werden hier viele Medikamente aus Deutschland verschrieben, welche von den Patienten kaeuflich erworben werden muessen. Uns wurde gesagt, dass fuer diese Medikamente mehr verlangt wird, als im Medical District Hospital in Malindi (ein staatliches Krankenhaus). Bei diesen Medikamenten handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um gespendete Medikamente der MDH, bei welchen die Spender sicherlich nicht mit einem Weiterverkauf gerechnet haetten. Auch unter Beruecksichtigung betriebswirtschaftlicher Kostenrechnung ist der Sinn der Allgemeinnuetzigkeit wohl weitesgehend verloren gegangen.
Bloss gut, dass wir seit gestern im Malindi District Hospital routieren.

Paediatrics:
- Saeuglinge mit schwerer Dehydratation bei Diarrhoe/Saeuglinge mit Verbrennungen 3. Grades > 30% der Haut/Kinder mit HIV, Tuberkulose und Roetelnkatarakt/viele Babys mit Malaria
Ueber HIV spricht man hier nicht, man redet nur von Immundefizienz.

Das Teaching war sehr gut, alles wurde sehr gut erklaert, die Studenten haben schon in sehr fruehen Semestern ihre eigenen Patienten, welche sie bei der Visiste vorstellen und fuer die sie selbst verantworlich sind.

Operation theatre:
- Einrichtung wie im Tawfiq, verfuegt jedoch zusaetzlich ueber einen Herzschrittzaehler. Patient kam barfuss im Engelskostuem in den OP-Saal gelaufen und musste sich alleine auf den OP-Tisch setzen, als sich sein ca 5-7 Liter fassenden Hoden bemerkbar machte. Aus einer Ecke hoerten wir die OP-Schwester zischeln:"Elephantiasis"
Grobschlaechterisch wurde der massive Hodensack abgekaut und der durch den Hoden nicht mehr sichtbare Penis freipraepariert. Mit ueberschuessig vorhandener Haut wurden die Genitale anschliessend neu modelliert.
Filariasis (Elephantiasis) wird durch den Stich von Anopheles-, Aedes- und Culex-Muecken-Arten vorwiegend nachts uebertragen. Die Inkubationszeit betraegt 1-16 Monate.

Zum Glueck haben nun auch wir die Chance vor allem durch den vermehrten Regen und das nicht so wirksame Autan, diese vergroesserten Geschlechtsteile/Extremitaeten zu erlangen.

Witz des Tages: unsere Namensschilder betiteln uns als "Medical Assistance in Africa NPO - Non Profit Organisation"

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