Donnerstag, 23. August 2007

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Statt wie in der ersten Woche "Mzungo", in der zweiten Woche "Ciao! Ciao!" ruft man uns nun unter anderem "Hi Daktari!" hinterher.
Auf dem Weg zum District Hospital ist uns erneut ein monsunartiger Schauer anheimgefallen. Freundliche Blicke und Gesten weisen uns den Weg zum naechsten Unterstand, sei es ein kleines Wellbelchdach oder der nicht wirklich effektive Schutz eines Baumes. Gefluechtet vor dem wasserfallartigen Regen finden wir uns unter einem Dach mit Obstverkaeufern, Muettern mit auf dem Ruecken eingewickelten Babys und Bordabordafahrern wieder. Erst schuechtern und mit musternden Blicken schauen wir einander an, um schliesslich fasziniert dem trommelnden Regen zu lauschen und den Fluechtenden mit einer gewissen Schadenfreude zuzusehen.

Paediatric:
- drei Wochen alter Saeugling mit schwerem Durchfall. Ursache: Mutter verweigerte ihrem Kind das Anlegen, da sich ihre Brustwarzen beim Stillen verhaerten wuerden. Alternativ gab sie ihm (3 Wochen alt!) Bohnen und Brei.
- 14 Monate altes Kind, Mutter stellte aus unerfindlichen Gruenden die Fuetterung ein. Das Kind ist jetzt 56% unter der Norm.
- septische Nabelschnur wegen unsteriler Durchtrennung bei Hausgeburt. Dr Khan:"Das haben wir hier oefters."
- viele kleine Patienten mit unterschiedlichen Verbrennungsgraden. Laut Dr. Khan besteht ein Schmerzmanagment. Das herzzerreissende Schreien und Weinen der Kinder laesst jedoch anderes befuerchten.
- wie auch Dr. Khan gestern bemaengelte erhielt das HIV-Kind mit Roeteln und Tuberkulose seine initiale antiretrovirale Therapie erst heute. Das Kind besteht nur aus Haut und Knochen, ihm fehlt sogar die Kraft zum Weinen.

Operation theatre:
Patient mit Diabetes und HIV muss sich einer Fussamputation unterziehen. Der Chirurg Dr. Ali war von unserem Vorschlag ueberrascht, Zucker in den Fuss zu streuen. "Was? Zucker? Wer macht denn sowas?" Wir wollten ihm den Namen des Arztes aus dem Tawfiq nicht verraten. Dr. Ali: "Man muss Honig in den Fuss giessen! Da koennt ihr ganz normalen Honig nehmen!" Doch selbst fuer diese Therapie war dieser Fuss nicht mehr geeignet. Die Verwesugn machte sich im gesamten Theater bemerkbar. Mit Hammer und Sichel wurde der Fuss rasant abgesaegt. Eine umherschwirrende Fliege wurde mit einem Insektizid (Doom) bedroht, dann jedoch von Hand zerstueckelt. Dr. Ali verdient 300 Euro im Monat.

ART-Room (Anti-Retroviral-Therapy): HIV
Viele Frauen mit Kindern und einige Maenner - alle HIV positiv - stellten sich bezueglich eines neuen Therapieregiments bei Dr. Komen vor. Eine Patientin mit Herpes-Befall des Auges bekam - wie auch in Deutschland ueblich - Acyclovir verschrieben. Als uebliche Alternative deutete Dr. Komen auf eine sich in einem Muelleimer befindliche besenstielartige Pflanze, deren Blaetter und Aeste schon alle entfernt worden waren. Die HIV positiven schwangeren Frauen erhalten zum Schutz ihrer Kinder Nefirapin und ausserdem die Empfehlung, ihre Kinder nicht zu stillen, da ueber diesen Weg zu 25-40% ein Infektionsrisiko besteht. In Kenia sind laut Regierungsangaben 7% (d.h. 1,5 Mio) der Bevoelkerung mit dem HI-Virus infiziert. Da jedoch nur ein Screening von den schwangeren Frauen erfolgt, wird die Dunkelziffer weitaus hoeher geschaetzt. Ueberraschend fanden wir auch folgendes: "Cock of male circumcision is also an important co-factor in STI (sexual transmitted deseases) and HIV transmission/acquisition." Die HIV-Therapie ist kostenlos.

Erkenntnis des Tages: Laut Dr. Khan besteht zu 80% eine Resistenz gegen Amoxicillin. Weniger Resistenzen sind scheinbar bei den Privatpatienten des Tawfiq-Krankenhauses zu erwarten.

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