Donnerstag, 30. August 2007

...

Neulich waren wir in dem schaebigen Restaurant bei Tageslicht "Essen" - wenn man es denn so nennen moechte. Wir nahmen den Tisch zwischen Waschbecken, Kueche und Tresen - unser gustatorisches Bermudadreieck. Nachdem die Schaben uns Platz gemacht hatten und hinter unsem Ruecken im Flackerlicht der ratternden und knatternden Ventilatoren die Wand hinauf und an den Tresen vorbei durch die Lueftungsschlitze Richtung Kueche krabbelten, presste der Kellner mit dem Gewicht der Teller das aufgequollene Furnierimitat des Tisches zurueck in seine urspruengliche Position.
Vom Kreuchen und Fleuchen der Asseln, Wanzen und Kopffuesser nahm ausser uns keiner Notiz, denn sie gehoeren hier zu einer herzhaften Mahlzeit einfach dazu. Bevor die Loeffel mit feinsten Kostbarkeiten zubereitet vom Smutje des Gekroeses unsere Muender erreichen konnten, wurden sie mit verkeimtem Spuelwasser bespritzt.
Dieser eher symbolische Waschakt der Haende hinzukommender und gehender Gaeste musste sich ausgerechnet neben unserem Tische abspielen. Das Abschuetteln der Haende - weil keine Handtuecher vorhanden sind - erfrischte uns zu jedem Menuegang aufs Neue.
Zeitgleich verschwanden Mchicha, Bohnen und Chipatti in unseren und den Kauwerkzeugen der Kakerlaken. Der in das Restaurant verschleppte Dreck der Strasse vereinigte sich mit jenem Abtropfwasser zu kleinen Fluessen und Seen, die ihrerseits in der Mitte des Raumes zu einem Schlammteppich zusammenflossen. Neben den von Schimmel und Pilzen zerfressenen Waenden oeffnete der Kassierer die Tresen und befoerderte eine Lawine von Kondens- und Abwasser Richtung unserem Mchicha. Angeborene Reflexe retteten den Frass vor weiterer Kontamination. Das gesparte Geld wurde mit einem unter Ueberdruck abgehenden uebelriechenden, typhoiden Fettstuhl quittiert.
Mit aufgetriebenem Gedaerm sahen wir, wie ein durch einen Verkehrsunfall geschaedigter Radfahrer sich mit Gehoelz an dem LKW-Fahrer raechte: die Hiebe trafen das Aeussere und Innere der Fahrerkabine.

Operation theatre:
- Frau mit gigantischem multiplen Leiomyom des Uterus, dachte sie sei im vierzehnten Monat schwanger. Zeitweiser Stromausfall erheiterte unsere Assistenz. Der Muezzin verstummte.
- Spanisch-Plastisches-Chirurgenteam aus Valencia operiert alles moegliche und unmoegliche umsonst: Tiere, Menschen und Sensationen im Theater.

Obwohl sich uns die Medizinstudenten hier als schleimig, arrogant, nicht hilfsbereit und verstuhlt praesentierten, erhielten wir als Paradoxon folgende SMS:

"hi andy, sorry if i scared u.this is lilian we met at maternity ward.the stdnt rmbr?just wanted 2 knw hw ur fairhg.say hi 2 sven.gday."

und

"hi andy and seven hope your fine me am not that fine but iwill come bye say hi to zyana."

Die verbale Kommunikation gestaltete sich aehnlich widerspruechlich und komplex.
Das sich vieles in unseren Koepfen abspielte oder moeglicherweise eine Nebenwirkung von Lariam-Missbrauch war, zeigte sich, als wir unsere Vorgaenger kennenlernen durften. Aeusserlich sahen sie aus wie Huellen unserer selbst, doch gaben sie an, mit den komischsten Dingen ihre Freude zu haben beziehungsweise fuer uns unmoegliche Handlungen zu vollziehen. Durch ihre teils unkritische bis zuweilen naive Art wurden sie sogleich vom Personal gefeiert und unterstuetzten Vetternwirtschaft und schwarze Kassen. Fuer uns klare Zusammenhaenge wurden von ihnen entweder verkannt oder kaleidoskopartig verzerrt gesehen.
Auf weitere Kommunikation wurde unsererseits verzichtet.

Vieles spielt sich jedoch nicht nur in unserer Phantasie ab, so z.B. auch die Tatsache, dass die Nummer des Schluessels unseres Zimmers von aussen gut lesbar an der Zimmertuer angebracht ist. Mit der Kennziffer M35H ist es jedem moeglich, einen passgenauen Schluessel dieser Schliesszylinderbaureihe nachzumachen. Und 250 Euro zu entwenden.
Fairerweise lud der Krankenhausmanager dieses Versaeumnis auf seine Stiernacken. Aus anderer Quelle erfuhren wir, dass wir schon die dritten waren. Das Geld sehen wir nie wieder.

Steckdosennase verstopft`
Kaefer kommt ins Krankenhaus zum Sterben
Patient schreit nachts/
Wewewe und
Wawawa

Die naechste Lariamtablette gibts morgen.

Profil
Abmelden
Weblog abonnieren