Mittwoch, 5. September 2007

...

"do you have some seconds for us?" fragten wir als wir den von spenden gemaesteten koerper des krankenhausmanagers durch sein vergittertes fenster erblickten und er uns mit einem fingerwink eine audienz gewaehrte. seine "internal investigations" bezueglich unseres verstohlenen geldes verliefen wie erwartet im wuestensand.
statt wie am tag des ueberfalls "sorry, it was our mistake" hiess es nun "it was YOUR mistake" und statt der leugnung vergangener vorfaelle wusste er jetzt schlagartig ueber alles bescheid, sah jedoch keinen grund darin, uns bei ankunft darueber informieren zu muessen. dem nicht genug beanspruchte er sogar die opferrolle fuer sich. wir wuerden ihm zu wenig respekt zollen und ein angeblich falsches verhalten am zoll sei mit ursaechlich fuer die probleme des weitertransports der hilfsgueter. er untermalte seine widersprueche mit einem zynischen lachen.
Scheinbar gab es nicht nur zwischen uns missverstaendnisse sondern auch zwischen dem schatzmeister in berlin und allen anderen.
nach der Phantasie desselben war das tawfiq hospital nicht aus stein, sondern aus holz gebaut, ganz malindi freut sich ueber unsere brillen (ahmed: "there are six boxes of glasses and father thomas still sent us more and more") und hungernde kinder von der website suggerieren barmherzigkeit und moral im tawfiq. Der manager schloss mit der drohung ab, er wuesste wir seien noch in afrika und dass er hier viele leute kennen wuerde.
so schnell haben wir noch nie unsere koffer gepackt.

die probleme, mit denen wir uns derzeit rumschlagen sind folgende: zitat des aelteren tischnachbarn zur afrikanischen bedienung: "hier are five weit people and onli tu africans, so wi watsch ZDF". Das vierte Tusker und eine neue folge des traumschiffs lassen solche und andere probleme gering erscheinen.

"if it wasn t so tragic, it would amuse me"

...

consultation room:
-erstaunlich fuer uns: viele patienten mit asthma, allergien und konjunktivitis. Therapie: antihistaminika und glukokortikoide wie in deutschland.
- 16 jaehrige patientin in begleitung ihrer mutter stellt sich bei naechtlicher inkontinenz vor. organische ursachen konnten nicht gefunden werden - psychosomatische therapie in Afrika laut dr. mika nicht moeglich
- viele kinder mit windpocken, masern und kraetze
- weiteres dermatologisches schmankerl: patient mit neurodermitis: kostspielige und einzigartige therapie nach dr. mika: 50 ml azyclovir-creme
- 4 jaehrige mit atemnot, schaum vor dem mund, peripherer zyanose (blaue lippen und fingernaegel) liessen auf eine kardiale ursache schliessen. in aehnlichen situationen wurde sie schon mehrmals erfolglos von schamanen behandelt. widerwillig fanden die eltern nun doch den weg ins tawfiq woraufhin sie gleich ins district hospital ueberwiesen wurde. zitat der muetzenverkaueferin am strassenrand: "zur anfaenglichen behandlung geht - wer geld hat - ins tawfiq krankenhaus, zum sterben geht man ins staedtische district hospital."

dr mika bedauerte, dass wir gestern nicht der v.a. (vaginal aberation) beiwohnen konnten. die v.a. wurde von ihm auf wunsch der patientin im 2. monat mit der hand durchgefuehrt.

der nachtschwester (5 Kinder) erzaehlten wir, dass deutsche frauen durchschnittlich 1.3 kinder zur welt bringen. daraufhin resuemierte sie schlussfolgernd, dass deutsche frauen wohl kein sex moegen.

- von uns heimlich auf dem flur durchgefuehrtes eye-camp im 2. stock des tawfiq-hospitals: allein durch mundpropaganda in bobs familie konnten wir in kurzer zeit sechs passende brillen fuer makani hassan (brille no. 211), omar haji (8), armina kale (236), armina mohamed (77), farrida mohammed (88) und yusuf zehaba (383) finden.
Ein Glueck, dass die anderen 524 ueberhaupt nicht gebraucht und weggeschmissen werden!

Saalwette: gewonnen!
26 personen in einem 14sitzer nachts bei hoechstgeschwindigkeit, hindernissen ausweichend, modern-talking hoerend.
Die hindernisse sind auch uns ausgewichen.

Fiktion

Eine Polonaise der guten Laune tanzend, schunkeln wir die Nationalhymne Kenias: Jambo! Jambo! Habari gani? Nzuri sana! (Hallo! hallo! wie gehts? sehr gut!). Dankbar nehmen wir platz am kapitaenstisch der ms tawfiq, als der auf einer kanonenkugel vorbeifliegende baron uns bemerkt und sich sogleich nach unserem wohlgergehen erkundigt und ob wir nicht endlich die schnauze voll von all den geburten hier an bord haetten. Er weist uns wie jeden tag vaeterlich daraufhin, dass der augenscheinlich sichere panzerkreuzer nicht sicher vor piraten sei und wir unsere golddukaten lieber fuer eine vom skipper organisierte safari ausgeben sollten. durch sirenen fehlgeleitet gerieten wir mit unseren 46 schatzkisten in die schwarzen haare einer krake. piraten enterten unser schiff, nahmen ueberhand ueber kiel- und steuerrad und liessen uns auflaufen. der grossteil des schatzes wurde von ihnen fuer weiber und rum auf den kopp gehauen, den rest warfen sie ins meer, er zerbarst zu bunten scherben.
mit einem aus truemmern zusammengeszimmerten rettungsfloss ging die reise unter neuer flagge weiter. in alten scheppernden tauchanzuegen mit kopfglocken und bleischuhen beschwert, stiegen wir hinab um von neptun unsere schaetze zurueckzufordern. hingehalten mit algen und quallen, beschlugen unsere taucherglocken vor inbrunst und vernebelten unsere sinne.
immer tiefer und tiefer absteigend fanden wir statt kisten und schaetze zweizuengige schlangen und eine tausendkoepfige hydra. als der weisse hai seine zaehne zeigte und die meuterei keinen erfolg versprach, beendeten wir unser matrosendasein.

Profil
Abmelden
Weblog abonnieren